17. Mai 2025 Tag 19 Bude – Crackington Haven

Es war ja sicher irrational um nicht zu sagen blöd, aber irgendwie war ich davon ausgegangen, dass nach der „Killeretappe“ 9 nun ein wenig Ruhe einkehren würde i.S. von – naja, weniger Höhenmetern halt, bisschen Flachland. Das war auch so: Etappe 9: 1134 Höhenmeter, Etappe 10: 701 Höhenmeter. Aber da sich diese 701 Höhenmeter auf nur 3 1/2 ups and downs verteilen, erwarten den frustrierten Wanderer auch hier wieder „knackige“ Auf- und Abstiege, wie es der Reiseführer mit kaum verhohlener Schadenfreude formuliert.

Aus Bude heraus jedenfalls überquert man im Hafen den Bude-Canal und steigt dann zum ersten Cliff auf.

Von grünen Wiesen hoch über dem Meer geht es bald wieder hinunter ins Tal, durch einen Weiler und dann eine Zeitlang einer steil ansteigenden Straße folgend. Auf der Höhe schlägt sich der Pfad rechts ins Gebüsch und nimmt für eine Weile wieder einmal Dschungelcharakter an. Nachdem der sich gelichtet hat überquert der Weg die nächste Wiese, fällt leicht ab und taucht dann zur Abwechslung ein in einen Märchenwald. Der ist aber schnell durchquert, damit die nächste steil ansteigende Weide in Angriff genommen werden kann. Für eine Verschnaufpause wird dann auf der Höhe eine Weile recht eben gewandert, bevor unvermeidlich der nächste Abstieg sich auftut. Auf halber Höhe kommt mir eine Frau entgegen und erteilt bereitwillig die Auskunft, dies sei noch nicht die letzte und auch nicht die vorletzte Berg- und Taletappe bis Crackington Haven. Ah ja!

Jetzt wird es wirklich spektakulär: Der Pfad verläuft schmal auf einem ebenfalls nicht breiten Cliffrücken geradewegs aufs Meer zu, um schließlich hoch über der See eine scharfe Linkskehre zu beschreiben und sich dann im (steilen, wie sonst) Zickzack-Kurs den Hang hinunterzuschlängeln.

Nachdem es danach nochmals knackig hoch hinaus geht auf eine Wiese mit reichlich Kühen ist dies aber das letzte zu bewältigende Cliff gewesen und unten an einer sandigen Bucht sieht man einige wenige Häuser liegen: Crackington Haven.

Dass es dort einen Pub gibt (zweiter Teil der o.a. Auskunft) beschleunigt den Abstieg irgendwie und bald stehe ich vor dem Coombe Barton Inn, klassisch mit großem Biergarten am Kai gelegen. Es ist Samstagabend, hier zieht sich gerade der Bär die Stepschuhe an. Drinnen ist eine live-Band dabei, ihr Equipment aufzubauen.

Bei dem fälligen Etappenendbier grüble ich über den weiteren Verlauf des Abends. Offizielle Campingmöglichkeiten gibt es hier nicht, im Pub sind keine Zimmer frei und die freundliche Bedienung hat keine Idee, wo man hier zelten könnte „Ein Stück den Pfad hoch vielleicht?“

Da es schon einigermassen spät ist, finde ich „vielleicht“ keine allzu beruhigende Perspektive. Trotzdem schnalle ich mir nach dem Bier und einer kleinen Zwischenmahlzeit meinen mobilen Hausstand wieder auf und verlasse das Örtchen in Richtung Boscastle.

Dann liegt da kurz hinter dem Ortsrand direkt neben dem SWCP der Platz des örtlichen Tennisclubs. Und daneben, etwas abseits vom Pfad, eine schöne grüne ebene Grasfläche! Keine Häuser rundherum, keine Viecher, Bingo! Das ist er, mein wild-camp-spot für die Nacht!

Routiniert und zügig wird die mobile Heimstatt hochgezogen und eingerichtet, dann ist Zeit für ein entspanntes Abendessen und sogar noch ein Bier, das über Berg und Tal seinen Weg an diesen lauschigen Platz gefunden hat. Und als Sahnehäubchen gibts noch einen Postkartensonnenuntergang direkt vor der Zelt-/Haustür.

–> 18. Mai