10. Mai 2025 Tag 12 Instow – Westward Ho!
Die drei Kilometer nach Instow sind am nächsten Tag auf weiterhin ebenem Asphalt und bei anhaltend schönem Wetter schnell abgeschritten. Überhaupt das Wetter: Unglaublich, was für ein Glück der Ruheständler damit hat. Sonne pur und blauester Himmel seit Tag 1 der Wanderung, dazu meist eine leichte Brise! Petrus ist immer noch ein guter Freund!
In Instow steht eine Entscheidung an: Wird das weite Mündungsgebiet des River Torridge umschritten oder steigt der Wanderer auf eine Fähre, die ihn komfortabel direkt zum gegenüberliegenden Appledore schippert?
Die Zahlen 70 und 15 (Alter und Rucksackgewicht) beantworten die Frage und verschaffen dem Senior reichlich Muße bis zum Ablegen der gezeitenabhängigen Fähre.
Die Zeit wird genutzt für ein zweites Frühstück in Form einer leckeren cornish pasty und später einem entspannten Pausenfüllungsbier (oder waren es zwei?) im Quay Inn. Außerdem werden die Unterkunftsmöglichkeiten am Tagesziel Westward Ho! gecheckt.
Das sieht nicht so doll aus. Zwei ortsnahe Holiday Parks sind sich zu fein, Zeltplätze anzubieten und die nächstgelegene Campsite – mal wieder eine Farm – ist nicht wirklich nahe gelegen.
Wild campen soll’s heute auch nicht sein, ergo schaut sich der Backpacker erstmals auf diesem Trip nach einem B&B um.
Das lässt sich in der Tat finden – zu einem unverschämten Preis.
Westward Ho! – das Ausrufezeichen gehört tatsächlich zum Namen – ist ein etwas größerer Küstenort und bildet sich offensichtlich etwas darauf ein, dass Rudyard Kipling dortselbst gelebt und gearbeitet hat.
Wie auch immer – um 15:45 geht’s erstmal an Bord der kleinen Fähre, die in 15 Minuten etliche Kilometer auf Schusters Rappen erspart.
Appledore hat einen lebendigen kleinen Hafen und einen pittoresken alten Ortskern. Beides nimmt der Wanderer im Vorübergehen wahr und verlässt zügig den Ort zum letzten Abschnitt der heutigen Etappe.
Der Pfad führt dann hinaus auf eine von flachen Dünen durchzogene Landzunge und im weiten Dreiviertelkreis an deren Rand entlang. Wieder beschwerliches Laufen im Sand bei mäßiger Beschilderung.
Das ist der Laune nicht unbedingt zuträglich und als dann endlich der Kai von Westward Ho! erreicht ist, erweist sich der als klassisch-britischer Seebadrummelplatz mit jeder Menge Remmi- Demmi und Massen von Menschen. Na prima!
Die App verrät mir dann, dass ich noch 30 Minuten bis zu meinem Quartier laufen darf und ein Blick nach vorne zeigt, dass die meisten Wohngebiete hier auf einem Hügel gelegen sind. Beides trifft zu und ich komme auf die „letzten Meter“ nochmal gut ins Schwitzen.
Dann bin ich endlich am Ziel. Die Vermieter sind ausser Haus, die Tür zu meinem heutigen Domizil ist unverschlossen. Es trägt – wie originell – den Namen „Kipling“. Aber – und das versöhnt in diesem Moment ein wenig mit den gesammelten Unbilden des Tages – darin steht ein breites Kingsize-Bett, mit jeder Menge Kissen und Decken versehen. Auch die restliche Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig und so beschließt der Wanderer, den teuren Luxus zu genießen und den Miesepeter für den Abend zu beurlauben.
Nach ausgiebigen Reinigungsprozeduren von Mann und Wäsche gibt’s Abendbrot – pasty geht immer und schmeckt auch kalt. Und dann wird das Luxusbett geentert – ein Erlebnis der besonderen Art nach 11 Tagen Schlafsack auf Isomatte. Die Nachtruhe ist – wie auch anders – ausgezeichnet und am nächsten Morgen reicht ein Continental Breakfast, den Wanderer optimistisch auf die heutige Etappe blicken zu lassen.
Bevor die aber angegangen wird, steht noch ein kleiner Umweg zum Supermarkt an, die Vorräte müssen aufgefüllt werden.
Danach geht’s dann zurück auf den Pfad in Richtung Clovelly. Ob wir heute bis dahin kommen, mein Rucksack und ich? Wir werden sehen.












