22. Mai 2025 Tag 24 Tintagel – Düsseldorf

Das gelingt mir auch, zwei Stunden vor der Zeit sitze ich gestiefelt und gespornt in der Küche zu einem letzten Frühstück auf cornischem Boden. Dann wird noch ein bisschen erzählt – Marcus und Nell haben letzte Nacht wegen des Wetters auch im Schlafsaal übernachtet – und schließlich ist es soweit. Rucksack auf, Wanderstab in die Hand, ein nettes „Farewell, take care!“ allerseits und die Rückreise beginnt.

Der erste Bus mit der Nummer 95 ist nur 3 Minuten zu spät, aber fürs Umsteigen in die 94 in Wadebridge gibt’s nur 9 Minuten. Irgendwann spreche ich den Fahrer an und frage, ob der Anschlußbus ggf. warten würde. Ich soll mir mal keinen Kopp machen lautet die freundliche Antwort. In Wadebridge würde der 95er zum 94er, ich bräuchte nicht mal umzusteigen. Welch frohe Kunde!

Für den anschließenden Buswechsel steht ne halbe Stunde zur Verfügung, da bin ich also ganz entspannt. Entspannt geht es dann in der Tat weiter bis Newquay, wo erst eine Stunde später der Flixbus abfahren soll.

Newquay ist die Partyhochburg von Cornwall und berüchtigt für ihre Junggesellenabschiede und hens nights. Entsprechend sieht es dort auch aus, Klein-Ballermann wäre auch ein passender Name.

Auch der Flixbus kommt ein paar Minuten zu spät. Aber bei deren Umsteigezeiten müssten schon alle vier Räder abfallen um die Fahrgäste ernsthaft in Stress zu bringen. Und dann beginnt die 32-stündige Rückreise, 6 Stunden Aufenthalt allein in Paris. Aber der Bus ist modern mit genügend Beinfreiheit, WLAN, Klimaanlage und Toilette funktionieren. Acht Stunden wird die Fahrt nach London dauern. Erst geht es gen Norden über Exeter und Taunton nach Bristol, bevor der Westkurs über Reading nach London eingeschlagen wird. Dort kommen wir pünktlich um 22:15 an, weitergehen soll es um 23:59. Soll es. Gegen 23:00 piept das Handy, message von Flixbus: Leider würd sich die Abfahrt um 61 Minuten verzögern. Ja Bingo! Eine halbe Stunde später der nächste Akt: Statt von Quay 17 führ der Bus jetzt von Quay 7 ab. „Please follow my colleague“. Und die Herde setzt sich in Bewegung. So langsam kommt echte Freude auf.

Was soll ich sagen, letzten Endes verlassen wir Victoria Coach Station um 01:35, mit dem Bus eines Subunternehmers von Flixbus, der schon in die Jahre gekommen ist, dessen Toilette nicht funktioniert und wo der Fahrer in der Stimmung eines Totengräbers seiner Ämter waltet.

Wenigstens erspart uns dann der französische Zoll in Dover die Sperenzchen der Hinfahrt und führt nur eine Passkontrolle durch. Die Fährfahrt wird dann nach einem letzten English Breakfast in der Lounge verdöst.

Um 11:10 sind wir dann schließlich in Paris. Ganz gegen meine Erwartung liegt der riesige Fernbusbunker dort nicht am Stadtrand, sondern ziemlich zentral am hübschen Parc de Bercy.

Die Verspätung in London erspart mir hier nun eine Stunde Wartezeit. Unangenehm fällt beim Verlassen des Busbahnhofs die doch ziemlich kühle Temperatur auf, die vor Ort herrscht, in England waren es gestern noch 25 Grad. Eine Weile vertreibe ich mir die Zeit im Park, dann erkunde ich ein bisschen die Umgebung. Dabei stoße ich auf ein typisch französisch Bistro, das sieht gut aus. Ist es auch, Croqu’elle und Café creme schmecken ausgezeichnet, die Pariser Preise nicht ganz so gut.

Danach finde ich einen Platz in der Sonne neben einem hübschen antiken Karussell und komme ein wenig ins Gespräch mit einem hochgewachsenen schwarzen Franzosen. Darüber geht die Zeit schnell hin und bald sehe ich, daß der Abfahrtquai meines nächsten Busses feststeht; ich packe wieder mal auf und begebe mich dorthin. Diesmal ist es ein Doppeldecker und ich habe einen Platz oben. Dieser Bus mit dem Endziel Copenhagen ist erfreulicherweise wieder ein Originalflix und ziemlich neu, ergo ist alles prima.

Acht Stunden dauert es jetzt noch bis nach Hause. Das Wetter ist sonnig, aber die Landschaft Nordfrankreichs immer noch ziemlich reizlos, von Belgien garnicht zu reden. Also gibt es mehr oder weniger erfolgreiche Versuche zu schlafen/dösen, an der deutschen Grenze dann eine Tank-/Rauch-/Füßevertretungspause. Später noch Halte am Kölner Flughafen und am Leverkusener Bahnhof bevor dann endlich der dicke Doppeldecker in die Zufahrt zum Düsseldorfer ZOB einbiegt.

Und damit schließt sich der Kreis dieser bemerkenswerten Reise. So wie die Ehefrau den Ruheständler an ebendiesem Ort vier Wochen zuvor verabschiedet hat empfängt sie ihn nun hier wieder und weit nach Mitternacht geht diese Fahrt dann endgültig zuende.

Und, hab ich was gelernt aus diesem Trip? Nun ja, ich denke z.B.  jetzt, dass Backpacking als Reiseform wahrscheinlich besser einer Altersgruppe ansteht, in der sich körperliche Fitness noch mit Enthusiasmus und einer gewissen Unbekümmertheit verbindet. Auch die Akzeptanz spartanischer Reisebedingungen sollte kein Problem sein, denn nur so läßt sich das Gewicht des Rucksacks in (er-)tragbaren Grenzen halten.

Ausserdem habe ich gelernt, dass eine Missachtung des oben gesagten Konsequenzen hat 😉 .

Und last not least, dass die Welt nicht untergeht, wenn man sich mal überschätzt  …

… aber auch eine gewisse Achtsamkeit beim nachsalzen nicht verkehrt ist 🙂